Fleischmann BR78 mit Tran SL76
Autor: Carsten
Schwierigkeit:
Autor: Carsten
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Der Umbau der BR78 ist durch die nötigen Fräsarbeiten relativ aufwändig, daher sollte man diese Lok besser nicht als „Erstlingswerk“ auswählen.
Um die Lok von Ihrem Gehäuse zu befreien muss auf der Unterseite die vordere Schraube gelöst werden. Danach kann der Kessel vorn angehoben werden, hinten ist das Führerhaus nur am Chassis eingehangen. Der Motor kann entfernt werden, indem man zuerst den hinteren Lampenträger ausklipst und dann hinten die beiden Schrauben löst. Die Vor- und Nachläufer werden von der Bodenplatte gehalten, die unten ebenfalls noch mit einer Schraube befestigt ist. Keine Sorge, die Achsen fallen dadurch nicht heraus, sie stecken fest im Chassis. Schließlich muss noch die Trägerplatte mit den Schleifern entfernt werden. Dazu werden zuerst die Bolzen aus den mittleren Treibräder vorsichtig herausgedrückt, danach wird die Schraube auf der Oberseite entfernt und die Platte abgehoben. Die Lok sollte damit ausreichend zerlegt sein.
Anmerkung: Ich habe bei dieser Lok gleich noch einen Getriebeumbausatz von Stefan Glasmachers eingebaut. Dafür gibt es ein neues Stufenzahnrad (im Bild schon eingebaut) sowie eine neue Schnecke. Da dieser Umbau nur optional (wenngleich ratsam) ist, gehe ich in dieser Beschreibung nicht weiter darauf ein. Die genaue Einbaubeschreibung wird von Glasmachers mitgeliefert.
Am Chassis muss einiges gefräst werden, damit Motor, Decoder und Lautsprecher passen.
Begonnen habe ich dabei beim Motor-Einbauraum. An der Vorderseite muss etwas Platz geschaffen werden, damit der Motor passt. Dazu habe ich die kleinen Stege ein wenig weggefräst und dann abgeschrägt. Lasst auf jeden Fall den kleinen Absatz stehen, dort liegt dann jeweils die Trägerplatte auf. Anschließend habe ich ein Stück Polystyrol mit einer Dicke von 0,5 mm in die kleine Einsenkung geklabt, damit erreiche ich exakt die richtige Höhe für den Motor. Prüft das bei euch aber bitte vorher nach, ggf. gibt es bei anderen Modellen Toleranzen und der Motor muss etwas höher oder tiefer.
Im zweiten Schritt muss die hintere Motorhalterung an einer Seite entfernt werden, damit der Decoder Platz hat. Ich habe ungefähr bis zur Tiefe des Schraubenloches weggenommen.
Jetzt muss der vordere Glühlampenhalter dran glauben. Leider ist es etwas mühsam ihn zu entfernen, da auf einer Seite die kleinen Haken für die Trägerplatte im Weg sind und auf der anderen Seite die Räder stören. Ich habe ihn daher mit der Laubsäge bearbeitet, was dank des relativ weichen Metalls ganz gut geht.
Zuletzt muss der Gewichtsblock im Kessel bearbeitet werden. Er klemmt relativ gut drin, man kann ihn aber vorsichtig heraushebeln. Vorn ist eine Aussparung für die Glühlampe und unser kleiner Lautsprecher passt bereits fast perfekt hinein, sie muss lediglich um 2 - 3 mm tiefer gefräst werden.
Auf der Trägerplatte kann einiges entfernt werden, wir benötigen eigentlich nur noch die Schleifer. Zuerst entfernen wir die Entstörbauteile. Die kleinen Spulen werden einfach abgezwickt, die alten Motoranschlussbleche werden samt angelötetem Kondensator abgezogen. Die Bleche sind mit der Platine verschmolzen, man kann die kleinen "Nietenköpfe" aber mit einem scharfen Skalpell entfernen und die Bleche dann abziehen.
Vorn muss noch das Anschlussblech für die Glühlampe entfernt werden. Schneidet es einfach an einer geeigneten Stelle durch und zieht es ab.
Wichtig! Anders als im Bild gezeigt muss das kleine Blech, das zur Schraube geht, unbedingt in der Lok verbleiben. Dieses Blech verbindet die Platte mit dem Chassis und damit mit den stromaufnehmenden Vor- und Nachläufern. Ich habe das leider zu spät bemerkt und musste wieder ein Stückchen Blech anlöten.
Das Chassis der Lok ist jetzt soweit fertig bearbeitet und kann wieder zusammengebaut werden. Bitte säubert vorher alle Teile von den Fräsespänen, das geht z.B. mit Druckluft recht gut. Speziell das Getriebe muss absolut sauber sein!
Beim Einbau der Vor- und Nachläufer muss unbedingt die Einbaurichtung beachtet werden. Die stromabnehmenden Räder (erkennbar an der durchgehenden Metallfläche hinten) müssen auf der Seite zu liegen kommen, wo auch die Haftreifen sind. Baut man sie falsch herum ein, gibt es einen Kurzschluss.
Der Einbau des Motors ist recht einfach. Lötet zuerst die Kabel an, später kommt man da schlecht ran. Durch die kleine Kunststoffplatte liegt er genau auf der richtigen Höhe (wie oben schon geschrieben, prüft das bei eurem Modell selbst nach!) und muss nur noch festgeklebt werden. Ich verwende dazu UV-Kleber (Bondic von Bauhaus, gibt es aber auch unter verschiedenen Namen in anderen Baumärkten). Damit ist der Motor fest genug fixiert, der Kleber ist aber nicht so bombenfest wie 2K-Kleber, so dass man ihn notfalls auch zerstörungsfrei wieder entfernen kann.
Hinweis: Bei meinem Umbau hat sich herausgestellt, dass der Maxon mit 11.000 U/min durch den Getriebeumbau zu langsam läuft, die Lok erreicht damit umgerechnet nur rund 85 km/h. Laut Wikipedia hatten mehrere der gebauten BR78 eine Vmax von 90, die späteren 100 km/h. Die Geschwindigkeit wäre also theoretisch fast ausreichend, allerdings habe ich gern noch etwas in Reserve, so dass ich einen neuen Motor geordert habe, der 18.000 U/min macht. Damit schafft die Lok rund 140 km/h und wird per Decoder ein wenig eingebremst.
Alternativ kann auch ein Faulhaber 1016 verwendet werden, der mit 16.500 U/min dreht. Damit kommt man auf ca. 120 km/h.
Wer das Getriebe im Originalzustand lässt, sollte besser zum Maxon 1017 mit 11.000 U/min greifen, damit die Lok nicht ganz so rast.
Jetzt ist es an der Zeit, den Decoder einzupflanzen. Ich habe zuerst alle Drähte entfernt und durch die dünne Litze von Mayerhofer bzw. für Licht vorn und den Lautsprecher durch Kupferlackdraht ersetzt. Die Drähte für den Motor und die beiden Zusatzausgänge entfallen, dafür werden die Drähte für Plus und Masse hinzugefügt, damit der Decoder gepuffert werden kann.
Der Einbauraum wird zuerst mit einem Stück Isolierband abgeklebt. Auf die Rückseite des Decoders (da wo die Kabel für den Lautsprecher sind) kommt ein Stück doppelseitiges Klebeband. Ist der Decoder an seinem Platz, können jetzt auch die Kabel des Motors angelötet werden. Achtet darauf, dass sie nicht an der Motorwelle schleifen oder gar ins Getriebe geraten können!
Da die alte Glühlampenbeleuchtung entfällt, wird die Lok mit kleinen LEDs bleuchtet. Ich verwende hierfür die Baugröße 0603 in Warmweiß, als Widerstände kommen 2 kOhm zum Einsatz.
Da die Kontaktierung zwischen Chassis und Gehäuse immer problematisch ist, habe ich mich diesmal dazu entschieden, die LEDs direkt aufs Fahrwerk zu kleben. Dazu kommt wieder der bekannte UV-Kleber zum Einsatz. Die vordere LED wird direkt in die Aussparung für den Lichtleiter geklebt, dieser muss dazu ein Stück gekürzt werden. Die hintere LED wandert unter den Lampenschacht.
Ich habe vorerst 5 Stück von meinen 100 µF-Kondensatoren eingebaut. Das genügt fürs Gröbste, aber evtl. sollte man noch ein paar mehr hineinpacken.
Die Kondensatoren werden in Parallelschaltung einfach zu einer „Wurst“ zusammengelötet. Sie werden dann neben dem Motor eingebaut, die Ladeschaltung kann hochkant davor positioniert werden.
Bleibt noch der Einbau des Lautsprechers. Ich habe ihn einfach vorn mit etwas doppelseitigem Klebeband fixiert, das Gehäuse geht damit gerade noch so drauf. So vermeide ich die Kontaktierungen zwischen Chassis und Gehäuse.
Damit ist der Umbau komplett und die Lok kann auf die Gleise gelassen werden. Ich wünsche euch viel Spaß und Erfolg beim Nachbauen! Und wie immer gilt: Nachmachen auf eigene Gefahr.
Hinweis: Der Platz ist vorn sehr sehr knapp und das Gehäuse geht mit der verwendeten Litze gerade so drauf. Evtl. ist es besser, wenn man statt der Litze Kupferlackdraht zum Verdrahten des vorderen Lichtes und des Lautsprechers verwendet. Man spart dadurch einiges an Platz. Wie man auf den letzten Bildern sieht, habe ich die Leitungen nachträglich nochmal getauscht. Es geht so tatsächlich sehr viel besser.